Rückentext:
Der
junge Chemiker Kyle Proctor arbeitet seit kurzem für
den Pharmakonzern Yttria. Die extremen Sicherheitsmaßnahmen
seiner Firma irritieren ihn, aber noch misstrauischer wird
er, als er eines Tages eine E-Mail erhält, in der von
tödlichen medizinischen Versuchen des Yttria-Konzerns
an schwarzen Strafgefangenen einer Jugendstrafanstalt die
Rede ist. Kaum hat er die Mail gelesen, da wird sie automatisch
gelöscht.
Für
Kyle ist es unmöglich, zum Tagesgeschäft überzugehen.
Gemeinsam mit der jungen Ärztin Helen Crear recherchiert
er weiter und stößt auf ein geheimes Forschungsprojekt
von ungeahnter Tragweite: Offensichtlich arbeitet Yttria an
der Herstellung eines Mittels gegen Sichelzellenanämie,
eine Krankheit, die ausschließlich bei Menschen dunkler
Hautfarbe auftritt. Aber käönnte es sein, dass das
gentechnische Produkt, das da im abgeschotteten Labor 47 entwickelt
wird, längst kein Heilmittel mehr ist?
Kyle und Helen bekommen bald am eigenen Leib zu spüren,
dass sie mit ihren Vermutungen richtig liegen ...
Ein
hochbrisanter Thriller über die Risiken der Gentechnik,
über biologische Waffen und Rassismus - viel zu aktuell,
um bequem zu sein.
(©
2002 Arena Verlag)
Fazit:
Nach einem Betriebsunfall im Labor des chemisch-pharmazeutischen
Weltkonzerns Yttria in Cambridge kann der junge ehrgeizige
Chemiker Kyle Proctor seine Forschungsarbeit nicht mehr fortsetzen.
Nach einer Umschulung arbeitet er nun in der Datenabteilung
am PC, wo er eines Tages eine mysteriöse E-Mail erhält,
die sein Misstrauen gegenüber seinem Arbeitgeber verstärkt.
Seit seinem Eintritt in das Unternehmen ist er von den übertriebenen
Sicherheitsmaßnahmen irritiert. Er arbeitet doch als
Chemiker und nicht beim Geheimdienst. Diese anonyme Mail informiert
ihn über geheime Versuche an jugendlichen, farbigen Strafgefangenen
durch Yttria. In der Firma stößt er bei seinen
naiven Fragen gegen eine Wand des Schweigens. Doch dann erfährt
er durch Zufall von einer jungen Ärztin, die einen jugendlichen
Strafgefangenen behandelt, der nach einem Medikamentenversuch
ins Koma gefallen ist. Ohne sich zu kennen, recherchieren
die beiden, jeder an seinem Arbeitsplatz, diese merkwürdigen
Ereignisse. Über E-Mail tauschen sie sich aus. Nach einer
Explosion ihres Hauses, zu einem Zeitpunkt, als sie glücklicherweise
einen außerordentlichen Notdienst in der Klinik zu leisten
hatte, stirbt die Ärztin kurz darauf bei einem tragischen
Autounfall. Das ist kein Zufall!
Die
heimlichen Nachforschungen von Kyle bleiben der Geschäftsführung
nicht verborgen. Er wird "weggelobt" in die Konzernzentrale
nach USA. Doch hier recherchiert er weiter und bekommt dann
äußerst drastisch und schmerzhaft zu spüren,
wozu es führen kann, wenn man zu viel weiß, das
heißt, nicht auf Firmenlinie liegt und Negatives veröffentlicht.
Und er erkennt jetzt, dass die "Anderen" vor nichts
zurückschrecken. Yttria forscht vorgeblich nach einem
Mittel gegen die schlimme Krankheit der Sichelzellenanämie,
die nur bei Farbigen auftritt und an der jeder vierte von
ihnen leidet. Es handelt sich um ein Gendefekt. Diese Krankheit
führt häufig zum Tod. Informationen über dieses
veränderte Gen mit den entsprechenden Medikamenten in
terroristischen Händen könnte zu einer Katastrophe,
der Vernichtung von unzähligen Farbigen, dem "genetisch
unterstützten Völkermord", führen. Und
Yttria macht geheime Geschäfte mit wohlhabenden und einflußreichen
Rassisten in Südafrika ...
Malcolm
Rose hat bis 1996 als Chemie-Dozent an einer Universität
in England gelehrt. Inzwischen ist er Autor von Jugendbüchern
mit wissenschaftlichem Hintergrund. Er weiß, wovon er
schreibt. "LAB 47 - Gefahr aus dem Labor"
ist ein überaus fesselndes Buch über gesellschaftliche
Aufgaben und Verantwortung der Forschung und Industrie. Und
über die Chancen und natürlich über die Gefahren,
die mit der Genforschung verbunden sind. Das Buch ist ein
spannungsreicher Krimi mit wirtschaftlich und politischem
Hintergrund. Es macht deutlich, wie brisant es ist, wenn große
Unternehmen öffentliche Einrichtungen, wie Krankenhäuser,
Universitäten und Strafanstalten, mit Spenden unterstützen.
Es zeigt die zwangsläufige Abhängigkeit von Politikern,
die Spenden von Unternehmen erhalten haben und den Zynismus
in der Argumentation, dass zwar "Herstellung, Bevorratung
und Ankauf" von gewissen Produkten verboten sind, nicht
jedoch die Forschung an ihnen.
Auch
wenn der Autor die Geschichte erfunden hat, ist sie nicht
unrealistisch. Experimente gegen schwarze Menschen in Südafrika
hat es tatsächlich gegeben, und Terror gegen Tausende
von Menschen ist uns leider nicht fremd. Im Zusammenhang mit
einem aktuellen Abfindungsskandal in unserem Land hat der
Bundespräsident kürzlich eine neue Wirtschaftsethik
gefordert. Was damit gemeint ist, erfährt man sehr anschaulich
bei der Lektüre diese Buches. Und wir sehen, dass es
auch in den größten illegalen und korrupten Verflechtungen
Menschen gibt mit Rückgrat und Moral, die sich nicht
kaufen lassen und sogar ihr Leben aufs Spiel setzen für
Gerechtigkeit. Das macht Mut!
Die
Sprache und Übersetzung sind modern und lassen sich zügig
lesen. Allerdings braucht man einige Zeit zum Einlesen. Der
Autor benutzt einen Drehbuchstil, das heißt, harte Schnitte
zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Hinzu kommen
viele Namen, die einem erst vertraut werden müssen. Dass
das Buch in neuer Rechtschreibung geschrieben ist, sollte
den Verlag allerdings nicht von einer sorgfältigeren
Endkorrektur entbinden.
"Lab
47" stand 2003 - zu Recht, wie ich finde - auf der
Auswahlliste des deutschen Jugendliteraturpreises.
Die Empfehlung für Leser ab 13 Jahre erscheint mir allerdings
zu früh. Mein Vorschlag ist für Jugendliche ab 16
Jahre.
(©
2004 Hartmut Faustmann für all-around-new-books.de)
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